26 Forstbeschäftigte diskutierten intensiv die Tarifverhandlungen 2021 und die Zukunft der Branche in NRW.
In NRW standen die Wahlen für einen neuen Fachgruppenvorstand und die Mitglieder der Bundesfachgruppe Forst sowie einige weitere Gremien der Branchenvertretung an. Aus diesem Grund wurde das Regionalforstamt Gelsenkirchen kurzzeitig zur Herzkammer der Vertretung von Mitgliedern der IGBAU im Land Nordrhein-Westfalen. Das Forstamt bot für die unter Corona Bedingungen stattfindenden Zusammenkunft einen entsprechend großen Raum und so konnte unter entspannten Voraussetzungen eine angeregte Diskussion und die anschließenden Wahlen durchgeführt werden. An diesem Tag folgte der Branchenreferent für den Forstbereich der IGBAU Michael Schmitt. der Einladung des Vorstandes zu dieser Versammlung, um die fachliche Grundlage der Meinungsbildung zu den Tarifverhandlungen zu legen. Dies erwies sich als eine überaus gelungene Idee für die transparente und recht plastische Darstellung von den bevorstehenden Verhandlungen in diesen Tarifbereichen. Mit klaren Worten und Fakten stellte Michael Schmidt die Grunddaten sowie die handelnden Personen vor und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für den bevorstehenden Tarifabschluss. Für so manchen Teilnehmer wurde in dem sich daraus entwickelnden Dialog noch mal richtig deutlich, was Tarifverhandlung und Gewerkschaftsarbeit ausmacht. Dabei wurden alle für die Branche wichtigen Zusammenhänge herausgearbeitet, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gewerkschaften und Berufsgruppen der im Wald beschäftigten. Auch die gesamtwirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik war in den Vortrag eingebettet, um das für die Verhandlungen gegebene Umfeld rundum abzubilden.
Für den TV Forst wurde besonders die Weiterentwicklung der Forstzulage in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt, da diese vonseiten der TdL. als Grundvoraussetzung für weitergehende Verhandlungen in anderen Bereichen gesetzt worden ist. Die dabei skizzierte Vorstellung für die Weiterentwicklung durch eine stundengenaue Abrechnung von bestimmten tatsächlich ausgeführten Tätigkeiten mit einer gestaffelten Zulage sorgte für Erstaunen und Kopfschütteln bei den meisten Teilnehmern. Hier muss man sich schon die Frage stellen, ob die Arbeitgeberseite die Zeichen der Zeit erkannt hat und die wirklichen Probleme der Betriebe überhaupt noch wahrnimmt und vertritt. Allgemein wurde festgestellt, dass die Attraktivität des Berufes Forstwirt/in in den öffentlichen Bereichen der Länder zunehmend nachlässt und das aus unterschiedlichen Gründen. Aber sicherlich spielt dabei die Weiterentwicklung der Eingruppierung, Entgeltordnung sowie Fragen zu Dienstfahrzeugen und Werkzeuggestellung die größere Rolle. Dabei die Forstzulage als Druckmittel für die Verhandlungen einzusetzen, damit vielleicht irgendwann die drängenderen Fragen angegangen werden können, ist schon fast als respektlos zu bezeichnen. Im Zeichen des Klimawandels und der vielleicht größten Kalamitätskatastrophe in der Forstwirtschaft in den letzten hundert Jahren brauchen auch die Länder professionelles Personal an der Basis, um die Funktionen des Waldes zu sichern und zu erhalten. Da sind andere öffentliche Arbeitgeber schon deutlich weiter und flexibler, um an gutes Personal zu kommen und zu halten. Nicht zu vergessen die privaten Unternehmer und Forstverwaltungen, die mit Einsatzfahrzeugen und besserer Bezahlung locken.
Ein weiteres Thema war die Kommunikation und Reichweite innerhalb unserer Organisation, um Informationswege zu verbessern, damit agiler auf Herausforderungen reagiert werden kann. Dabei wurde bemängelt, dass andere Berufsorganisationen im Printbereich besser aufgestellt und wesentlich schneller in die Belegschaften hineinreichen. Die durch die IGBAU bereitgestellte APP ist durchaus ein geeignetes Mittel zur Informationsbeschaffung, aber lässt in der Aktualität noch verbesserungsbedarf erkennen. So ist zum Beispiel der aktuelle Tarif aus dem Forstbereich nicht abrufbar und Versammlungen wie die Fachgruppenversammlung nicht im Kalender vorhanden. Wert wurde aber auch gerade von den jüngeren Teilnehmern auf Printversionen des Tarifes gelegt. Die grundsätzliche Problematik in der Forstbranche ist die weite Verteilung der Mitglieder auf der Fläche, die einen Dialog und Mobilisierung zwischen den Akteuren grundsätzlich erschwert, auch über Ländergrenzen hinweg. Die APP könnte aber ein Instrument sein, dass hier Verbesserungen möglich macht. Die Fachgruppenversammlung war eine gelungene Veranstaltung, die nicht zuletzt durch Michael Schmitt die notwendige Informationstiefe erreichte, um Lust auf mehr Veranstaltungen dieser Art machte. Auch junge Kollegen, die dort teilnahmen, haben einen positiven Eindruck mitnehmen können bei einer offenen und ehrlichen Diskussion zu den Themen. So macht Gewerkschaftsarbeit Spaß und lässt auch auf Weiterentwicklung hoffen, bei allen dargestellten Hindernissen.
Der neu gewählte Vorstand der Fachgruppe Forst setzt sich aus Michael Gosmann, Andreas Engelke, Karl-Heinz Heinen, Martin Schönfelder und Peter Wiese zusammen. Für die Bundesfachgruppe wurde Michael Gosmann als Vertreter von NRW bestätigt.
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