„Sehr geehrte Frau Ministerin Heinen-Esser,
der Bundesverband Freiberuflicher Forstsachverständiger e.V. hat mit Schreiben vom 10.02.2022 in einem offenen Brief ausführlich seine Missbilligung der beabsichtigten betrieblichen Planungen von Wald und Holz NRW ausgedrückt.
Augenscheinlich beruhen die Forderungen und der Inhalt der kritisierten Punkte auf den Informationen der letzten Sitzung der Landesbetriebs- kommission und den in der Sitzung vorgestellten Planungen und Betrieblichen Ziele des Landesbetriebes.
Unabhängig von der doch widersprüchlichen Logik, dass in der Sitzung interne Betriebsziele und Perspektiven den Mitbewerbern des Landesbetriebes dargelegt und erläutert wurden, sind im Anschreiben einige Forderungen und Statements aufgeführt, die nicht unkommentiert bleiben können.
Die IG BAU sieht keinen Widerspruch in den dargelegten Planungen und dem damit verbundenen zusätzlichen Bedarf von Stellen, unter anderen im Bereich der hoheitlichen Aufgabenstellung. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Veränderung durch den Klimawandel einen allgemeinen Mehrbedarf an qualifizierten Personal im Wald erfordert, dies hat die IG BAU auch im Zuge des diesjährigen „Tag des Waldes“ mit der Forderung von 11.000 zusätzlichen Stellen für den Wald auf Bundesebene bekräftigt. Aus diesen Ansätzen eine versteckte Rückkehr zur Indirekten Förderung in NRW zu unterstellen, wird der zukünftigen Problemstellung im Wald nicht gerecht.
Ferner wird die Aussage getroffen, dass es innerhalb des Landes eine zu kritisierende forstliche Meinungshoheit durch die Kolleginnen und Kollegen des Landesbetriebes gibt und dass diese abzulehnen sei, damit verbunden wird die vielfältige und fundierte Fachkompetenz der Kolleginnen und Kollegen auf der Fläche diskreditiert.
Diese Kritik entbehrt jeglicher Grundlagen, die Rahmenbedingungen wie z.B. das Waldbaukonzept, die Infos unter „waldinfo.nrw.de“ sowie grundsätzliches forstliches Wissen sind für alle Forstfachleute die gleichen und fundieren auf den gleichen aktuell bestehenden Handlungsempfehlungen der Wissenschaft und langjährigen Berufserfahrung in der forstlichen Tätigkeit.
Anstatt sich an einer fachlichen Diskussion zum Wohle des Waldes und der WaldbesitzerInnen auch mit den Fachleuten des Landesbetriebes zu beteiligen, werden hier leider unbegründete Forderungen gestellt, die jedoch keine Lösungen aufzeigen.
Auch der Vorwurf eines Ausbildungsmonopols durch den Landesbetrieb geht nach unserer Auffassung ins Leere, die landeseigene Zusatzqualifikation des Gehobenen – (Anwärterzeit) und Höheren Forstdienstes (Referendariat) stellt keine zwingende Voraussetzung einer Beschäftigung in der Forstbranche dar. Die erlangten Abschlüsse als Bachelor oder Master der Forstwirtschaft befähigen grundsätzlich zur Ausübung vielfältiger qualifizierter forstlicher Tätigkeiten.
Das private Dienstleister Bewerbungen mit der Zusatzqualifikation des Landes bevorzugen, ehrt die Qualität der Ausbildung bei Wald und Holz NRW, der Vorwurf der Monopolstellung in der forstlichen Ausbildung ist jedoch sachlich unbegründet.
Im Kern stellt sich für alle Arbeitgeber auf dem Markt der Wettbewerb um die besten Köpfe auf gleiche Weise dar, dies betrifft nicht nur privatwirtschaftliche Unternehmen sondern auch das Land als Anbieter. Dieser Engpass entsteht jedoch nicht durch die Allmacht einzelner Anbieter, sondern ist ein weit verbreitetes Phänomen, bei weiten nicht jede oder jeder forstlich ausgebildete BewerberIn möchte in einer staatlichen Landesverwaltung tätig werden.
Das Problem liegt hier an anderer Stelle, wie bereits vor geraumer Zeit durch die IG BAU auf Landesebene gefordert, wäre es sinnvoll die Ausbildungskapazitäten sowohl an den Universitäten als auch in der praktischen Ausbildung zu erhöhen. Die im Zuge des Waldpaktes damals auch mit Herrn Ministerpräsident Laschet direkt diskutierten Bestrebungen, dazu auch ein Angebot in Nordrhein-Westfalen zu etablieren, sind bis jetzt leider nicht umgesetzt worden.
Diesen Ansatz möchten wir an dieser Stelle noch einmal aufgreifen und die Landesregierung bitten sich in der Ausweitung der forstlichen Ausbildungskapazitäten in NRW zu engagieren.
Der Bedarf an qualifizierten Forstpersonal wird aus unserer Sicht nicht wie im Anschreiben angeführt nach 10 Jahren hinfällig sein, die Annahme, dass es nach einer Abarbeitung der aktuellen Dürrefolgen zu einem Abschluss des Waldumbaus kommt, ignoriert leider die dynamischen und nicht vorhersehbaren Auswirkungen des Klimawandels.
Wenn dem so wäre, wie sähen denn dann die beruflichen Perspektiven bei Privaten Dienstleistern im Forst aus?
Wir stehen gemeinsam vor großen Anforderungen und sehen auch in Zukunft im Wald in NRW umfassenden Bedarf sowohl für staatliche als auch für private Forstdienstleister.
Anstatt einer verbalen und schriftlichen Auseinandersetzung jeweils auf Kosten der anderen Seite um die Gunst der bereits motivierten Waldbesitzer zu führen, sollte es gemeinsame gleichberechtigte Bestrebungen geben, die sich proaktiv um eine Nutzung der Wälder der Waldeigentümer bemüht. Gerade der Anteil der desinteressierten und gleichgültigen Waldbesitzer und die „Kalte Stilllegung“ von Wald stellt eine große Anforderung mit Potential für alle Anbieter dar.
Um dies zu erreichen, muss es auch proaktive Angebote an den Waldbesitz durch jeden Wettbewerber geben, dies gilt sowohl für die privaten Anbieter als auch für den Landesbetrieb. Eine erzwungene abwartende Haltung für die Angebote von Wald und Holz NRW kann nicht ernsthaft als eine Option für einen „gerechteren“ Wettbewerb auf der Fläche gefordert werden.
Einen Wettbewerb zum Wohle des Waldes unterstützen wir, einen Verteilungskampf jedoch, in diesem Fall zu Lasten der Kolleginnen und Kollegen des Landesbetriebes lehnen wir ab.
Ohne auf alle Inhalte des Offenen Briefes weiter eingehen zu wollen bittet die IG BAU Landesvertretung in NRW Sie, sehr geehrte Frau Ministerin sich um eine Stärkung der Angebote und finanziellen Unterstützungen zur Erhaltung der Wälder vor dem Hintergrund des Klimawandels einzusetzen.
Dieses Ziel erfordert eine angemessene Anzahl von qualifizierten Fachpersonal für den Wald, auch im Landesbetrieb.
Da der Auslöser unserer Reaktion einer Offener Brief der Kollegen und Kolleginnen der Landesgruppe NRW der Freiberuflichen Forstsachverständigen ist, wählen auch wir diese Form der Kommunikation, für den erforderlichen offenen Diskurs über die Inhalte stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen.
Peter Wicke
Vorsitzender“