Waldpakt 2.0

Bereits 2019 wurde der erste „Waldpakt“ in Nordrhein-Westfalen unterzeichnet, ein wichtiger Schritt für den Wald im bevölkerungsreichsten Bundesland. Der damalige Pakt wurde von Ministerpräsident Armin Laschet, dem damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen unterstützt und unterschrieben. Die damaligen Initiatoren verfolgten mit dem Papier eine Reihe ambitionierter Ziele zum Erhalt und zur Pflege der Wälder in der Region.

Er erste Waldpakt war in 3 wesentliche Handlungsfelder aufgeteilt, diese waren:

  • Anpassungsstrategie Wald im Klimawandel
  • Unterstützung für Wald und Waldbesitzende
  • Umwelt- und baupolitische Initiativen

Der Waldpakt wurde unter anderem durch die IGBAU, den BDF, dem Waldbauernverband, den Familienverbänden, dem Forstverein, der SDW und dem BUND ins Leben gerufen. Im Zug der Entstehung haben weitere Waldverbände und Organisationen den Pakt unterstützt und mitgetragen

Vor dem Waldpakt gab es bereits die Schmallenberger Erklärung, ein entscheidendes Dokument zur Zukunft der nordrhein-westfälischen Wälder. Diese Erklärung wurde bereits im Vorfeld von Bündnis aus Forstwirtschaft, Naturschutz und anderen relevanten Akteuren initiiert, um die Herausforderungen des Klimawandels und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu adressieren.

Diese Erklärung legte den Grundstein für den Waldpakt und behandelte schon damals die Themen nachhaltige Waldbewirtschaftung, Klimafestigkeit, den Erhalt der biologischen Vielfalt und das Bauen mit Holz.

Trotz der positiven Resonanz auf den Waldpakt gab es auch Kritik. Ein häufig geäußertes Argument war, dass der Pakt nicht ausreichend verbindliche Maßnahmen zur Reduktion des Holzeinschlags enthält. Kritiker befürchteten, dass die wirtschaftlichen Interessen der Forstwirtschaft weiterhin eine zu große Rolle spielen könnten und der ökologische Nutzen somit eingeschränkt würde.

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Umsetzung der Ziele vor allem auf freiwilliger Basis beruhten und keine verpflichtenden Vorschriften für die Waldbewirtschaftung bestanden haben. Es gab Befürchtungen, dass ohne konkrete gesetzliche Regelungen die gewünschten Veränderungen nicht in dem benötigten Tempo realisiert werden könnten.

Zudem wurde der Fokus des Waldpakts als zu einseitig angesehen. Einige Naturschutzorganisationen forderten eine stärkere Betonung der Artenvielfalt und des Schutzes von besonders schützenswerten Waldgebieten.

Unterzeichner Waldpakt 2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau
Unterzeichner Waldpakt 2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau

Der nun am 12.02.2025 unterzeichnete „Waldpakt 2.0“ für Nordrhein-Westfalen, basiert erneut auf der gemeinsamen Initiative von Landesregierung, Waldbesitzern, Arbeitnehmervertretungen, Naturschutz- und Forstverbänden. Ziel ist es, den ersten Waldpakt fortzuschreiben und erneut mit Leben zu füllen und die Wälder in Nordrhein-Westfalen klimastabiler und biodiverser zu gestalten. 

 

In den vergangenen Jahren ist die Fläche der durch Stürme, Dürreperioden und Schädlingsbefall geschädigten Waldflächen in Nordrhein-Westfalen allein in den Nadelholzbeständen auf etwa 130.000 Hektar Wald angewachsen.

Diesen auch durch die Folgen des Klimawandels schwer geschädigten oder gänzlich verschwundenen Waldflächen gilt es zu begegnen. Der „Waldpakt 2.0“ soll diese Herausforderungen begleiten und die Wälder für die bestehenden und kommenden Anforderungen stärken. 

Der Waldpakts 2.0 definiert dazu mehrere Handlungsfelder in folgenden Überschriften:

  • Entwicklung klimaresilienter Waldökosysteme: Förderung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung unter Berücksichtigung des Klimawandels.
  • Unterstützung für Wald und Waldbesitz: Anerkennung des Beitrags des Waldbesitzes zum Klimaschutz und Artenschutz; Verbesserung der Rahmenbedingungen für Waldbesitzer.
  • Verwendung von Holz: Förderung des Einsatzes von Holz als klimafreundlichen Baustoff und Unterstützung des „Bauens mit Holz“. 

Der Waldpakt 2.0. baut auf seinem Vorgänger aus 2019 auf und erweitert die Maßnahmen, um den aktuellen Herausforderungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts gerecht zu werden. Insbesondere wird der Fokus auf die Entwicklung klimaresilienter Waldökosysteme und die Unterstützung des Waldbesitzes verstärkt. 

Der „Waldpakt 2.0“ setzt auf eine umfassendere Strategie zur Stärkung der Wälder in Nordrhein-Westfalen, indem er neben dem Klimaschutz auch Aspekte wie Biodiversität und nachhaltige Waldbewirtschaftung stärker in den Mittelpunkt stellt.

Unterzeichner Waldpakt 2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau
Unterzeichner Landesregierung, Waldpakt  2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau

Der thematische und inhaltliche Vergleich des „Waldpakts“ im, Einzelnen zeigt, wie sich die Schwerpunkte und Ziele im Hinblick auf den Klimaschutz, die Forstwirtschaft, den Naturschutz und die Nutzung von Holz entwickelt haben. Hier ein etwas detaillierterer Vergleich:

  1. Klimaschutz und Waldumbau
  • Waldpakt 2019:
    • Fokus auf den Klimaschutz und Anpassung der Wälder an den Klimawandel.
    • Der Pakt unterstützte die Förderung von Mischwäldern und den Umbau von Monokulturen zu klimaresilienteren Waldstrukturen.
    • Ein zentrales Ziel war, die Kohlenstoffspeicherung in Wäldern zu maximieren und damit den Beitrag der Wälder zum Klimaschutz zu erhöhen
  • Waldpakt 2025:
    • Der Waldumbau wird weiter intensiviert und umfasst nun auch die Förderung der biologischen Vielfalt.
    • Ziel ist es, noch stärker auf mischwaldartige Strukturen zu setzen, die die Klimafestigkeit und den Schutz vor extremen Wetterereignissen (wie Dürre und Stürme) verbessern.
    • Der 2025er Pakt betont stärker, dass der Waldumbau nicht nur klimafit, sondern auch ökologisch nachhaltig sein muss, was den Aspekt der biologischen Vielfalt und Naturschutz berücksichtigt.
  1. Forstwirtschaft und Holzernte
  • Waldpakt 2019:
    • Holznutzung spielt eine wichtige Rolle als erneuerbare Ressource. Der Pakt fördert die nutzungsgerechte Forstwirtschaft und den Anbau von Holzarten, die für nachhaltige Holzernte geeignet sind.
    • Ziel war es, den ökonomischen Wert von Holz als nachhaltiges Baumaterial zu betonen und die lokale Holzwirtschaft zu stärken.
  • Waldpakt 2025:
    • Der Aspekt der Holznutzung bleibt weiterhin wichtig, aber es wird stärker darauf geachtet, wie Holz nachhaltig genutzt wird, ohne die Ökosysteme zu gefährden.
    • Der 2025er Pakt umfasst nicht nur die Nutzung von Holz, sondern auch die Entwicklung von neuen Holzprodukten, die den CO2-Fußabdruck der Industrie verringern.
    • Der Pakt fördert auch innovative Technologien im Bereich der Holzverarbeitung, z.B. für den Bau von klimafreundlichen Gebäuden.
  1. Naturschutz und Biodiversität
  • Waldpakt 2019:
    • Der Naturschutz war im ersten Waldpakt ebenfalls ein Thema, aber der Schwerpunkt lag stärker auf den klimatischen Aspekten des Waldes und weniger auf der Förderung der Biodiversität.
    • Es gab erste Initiativen, um den ökologischen Wert der Wälder zu steigern, aber der Naturschutz spielte eine unterstützende Rolle im Gesamtpaket.
  • Waldpakt 2025:
    • Der Naturschutz wird im Waldpakt 2025 als zentraler Bestandteil des Waldumbaus betrachtet.
    • Der Pakt fokussiert sich stark auf die Förderung der Biodiversität und die Schaffung von Ökosystemen, die widerstandsfähiger gegen Klimafolgen sind.
    • Neben der Forschung zur biologischen Vielfalt werden Maßnahmen zur Schaffung von lebensraumfördernden Strukturen in Wäldern wie Totholz, Altbäumen und naturnahen Waldbeständen festgelegt.
  1. Förderung und Unterstützung
  • Waldpakt 2019:
    • Der Pakt beinhaltete bereits Förderprogramme für die Forstwirtschaft, um den Umbau der Wälder zu Mischwäldern und die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
    • Es wurden finanzielle Anreize für Waldbesitzer geschaffen, die in den Umbau von Monokulturen investieren und klimafeste Baumarten anpflanzen.
    •  
  • Waldpakt 2025:
    • Der Förderrahmen wurde erweitert und konzentriert sich jetzt stärker auf die nachhaltige Bewirtschaftung und Verjüngung der Wälder.
    • Es gibt zudem intensivere Kooperationsmodelle zwischen Forstwirtschaft, Naturschutzorganisationen und der Industrie, um gemeinsam Ziele für nachhaltigen Waldumbau zu erreichen.
    • Der Pakt umfasst auch Förderungen für den Waldschutz und die Förderung von Forschungsprojekten zur Waldbewirtschaftung unter den Bedingungen des Klimawandels.
  • Peter Wicke / IGBAU / Unterzeichnung Waldpakt 2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau
    Peter Wicke / IGBAU / Unterzeichnung Waldpakt 2.0, Foto Land NRW / Mark Hermenau

Der Waldpakt 2025 baut auf den Grundzügen des Waldpakts von 2019 auf, hat jedoch ein umfassenderes und integrativeres Konzept. Während der Waldpakt von 2019 stark auf den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel fokussiert war, berücksichtigt der Waldpakt 2025 auch explizit die Förderung der Biodiversität, die Ökosystemleistungen der Wälder und die verstärkte innovative Nutzung von Holz. Es ist ein klarer Schritt hin zu einer nachhaltigeren und ganzheitlicheren Waldbewirtschaftung.

Auch zum Waldpakt 2.0 gab es bereits im Vorfeld kritische Stimmen. Naturschutzverbände wie der NABU NRW und der BUND NRW begrüßen den Waldpakt 2.0, fordern jedoch konkretere Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und zur Förderung naturnaher Waldstrukturen. Sie betonen die Notwendigkeit, den Prozessschutz und die Förderung von Wildnisgebieten zu intensivieren. 

Insgesamt stellt der „Waldpakt 2.0“ einen bedeutenden Schritt zur Stärkung der Wälder in Nordrhein-Westfalen dar, wobei die Umsetzung der definierten Maßnahmen entscheidend für den Erfolg ist.

Aus Sicht der IGBAU sehen wir als eine der Verbände, die von Anfang an die Initiative unterstützt und begleitet haben den Waldpakt und damit die Absichtserklärung der Landesregierung als eine positive Verpflichtung zum Wald. Wir sehen aber auch, dass es nun auch Taten erfordert diese umzusetzen.

Insbesondere den Beschäftigten im Wald müssen verlässliche Rahmenbedingungen zugestanden werden, die nicht immer wieder von einer zufälligen Auftragslage oder sich verschlechterten Finanzmitteln abhängig gemacht werden. Der Erhalt des Waldes ist keine Aufgabe einer Legislaturperiode, sondern die von Generationen.

Waldpakt 2019

Waldpakt 2.0 aus 2025

Landesvertretung Forst und Naturschutz